Das Dichterviertel

Von Kneipen und Künstlern

Lange ist es her, da waren die Gassen zwischen Puerta del Sol und dem Paseo del Prado der Nabel der literarischen Welt. Während der vergnügungssüchtige und kunstsinnige Philipp IV. sein Weltreich dem Abgrund entgegenführte, war im „Barrio de las Letras“ von Weltuntergangsstimmung wenig zu spüren. Miguel de Cervantes lieβ hier seinen weltberühmten „Don Quijote“ drucken, Francisco Quevedo lästerte in seinen Sonetten über alles, was Rang und Namen hatte, Lope de Vega verfasste gleich hunderte Theaterstücke und sein Nachfolger Calderón de la Barca brachte das spanische Barocktheater mit komplex-philosophischen Werken zu später Blüte.

Das 17. Jahrhundert – das goldene Zeitalter der spanischen Kultur, „el Siglo de Oro“. Auf den Freilichtbühnen des Viertels, dem Corral del Príncipe und dem Corral de la Cruz, gab es tagtäglich Premièren zu bewundern. Alle sozialen Gruppen strömten ins Theater und gaben ihrem Enthusiasmus oder ihrem Abscheu über das Geschehen auf der Bühne hemmungslos Ausdruck. Schauspielerinnen brachten es zu unermesslichem Ruhm, ähnlich den Filmdiven eines späteren Jahrhunderts. Währenddessen trafen sich die gröβtenteils verarmten Poeten in der Calle del León, tauschten sich über Neuigkeiten bei Hofe aus, lästerten über korrupte Verleger – und meistens übereinander.

Was hier im Madrider Dichterviertel geschrieben wurde, ging hinaus in die weite Welt, vor allem in die amerikanischen Kolonien, wo die Kulturlandschaft erste zarte Blüten trieb. Und auch in späteren Jahrhunderten wurde im Teatro Español an der Plaza Santa Ana Theatergeschichte geschrieben: Vor seiner Ermordung zu Beginn des spanischen Bürgerkriegs sorgte an dieser Stelle Federico García Lorca für Furore.

Erkunden Sie mit uns die idyllischen Gassen dieses kunstsinnigen Viertels und beschlieβen Sie diese Zeitreise ganz der Gegenwart verschrieben in einer seiner vielen Tavernen. Denn das Barrio de las Letras verfügt heute über eine gastronomische Vielfalt, die seinesgleichen sucht.